Eine Ode an die Hoffnung
- Lioba R. Scheidel
- 26. März 2018
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 15. Jan. 2019
MECKENBEUREN-LIEBENAU – Vielleicht ist Kirchenmusik auch deshalb so genial, weil sie von Menschen komponiert wurde, die von der Hoffnung lebten und mit dem Leid vertraut waren, so wie Giovanni Battista Pergolesi. Seine letzte Komposition „Stabat Mater“ war an Palmsonntag in der Kirche St. Maria in Liebenau zu hören. Vielleicht gab es deshalb begeisterten Applaus, weil es Pergolesi gelungen ist, mit „Stabat Mater“ eine Ode der Hoffnung und der Freude zu schreiben oder wie der Kirchenmusiker Martin Dücker sagte: „Das Amen ungebremst gen Himmel steigt.“

Giovanni Battista Pergolesi
Die Konzertreihe der Stiftung Liebenau ist ein Versprechen, ist Teilhabe an der Kunst auf hohem Niveau für Menschen mit und ohne Behinderung. „Da muss niemand still sein. Hier darf jeder sein, wie er ist“, begrüßte Prälat Michael H. F. Brock, Vorstand der Stiftung Liebenau. Es war still in der Kirche, die an diesem sonnigen Nachmittag überraschend gut besucht war. Es war ein Aufhorchen. Dem jungen italienischen Komponisten aus dem 18. Jahrhundert ist es gelungen, trotz seiner Erkrankung an Tuberkulose, ein Werk zu erschaffen, das von unendlicher Zuversicht erzählt.
„Da muss niemand still sein. Hier darf jeder sein, wie er ist“
Stabat Mater
Das mittelalterliche Gedicht „Stabat Mater“ handelt vom Schmerz der Heiligen Mutter Gottes angesichts der Kreuzigung ihres Sohnes. Es handelt von der Bereitschaft zum „Mit-Leiden“ und von dem Ausblick auf die eigene Erlösung. Eigentlich will man an einem sonnigen Nachmittag nichts von der Schwere wissen und von dem Leid. Wer dennoch den Weg in das Konzert fand, war beeindruckt. Die samtweiche Sopranstimme von Natasha López sowie die klangvolle Altstimme von Julia Werner berührten anmutig die Herzen der Besucher. Mit inniger Behutsamkeit haben die Solistinnen die Gefühlsmauer durchbrochen.
Amen
Die Streicher umschmeichelten die Stimmen. Sie waren es, die das Schwere erlösten, das Niederdrückende, den Schmerz. Das für dieses Konzert zusammengestellte Ensemble der Musikschulen Tettnang, Meckenbeuren und Friedrichshafen Theresia Weber (Violine 1), Kathrin Klemm (Violine 2), Annegret Kuhlmann (Viola), Natalya Welsch (Violoncello) und Wolfgang Dennenmoser (Kontrabass) war reine Harmonie. Die Instrumente seufzten, weinten, untermalten und vertonten das lateinische Gedicht, das von Natasha López und Julia Werner so achtsam gesungen wurde, dass die Besucher mitfühlen konnten und beim „Amen“ getröstet waren.
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