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„Immer stehen die Menschen im Mittelpunkt. Immer nah dran. Immer in Kontakt.“

Die Sprache ist ein Baukasten

  • Autorenbild: Lioba R. Scheidel
    Lioba R. Scheidel
  • 12. Sept. 2018
  • 2 Min. Lesezeit

Die Welt von Jörg Pohle ist still, aber nicht leer. Sein Geist ist wach, seine Sprache ist feinfühlig. Jörg Pohle kann nicht sprechen. Er schreibt am PC und wird beim Schreiben von Heilerziehungspflegerin Eva Müllerschön unterstützt. Jörg Pohle lebt in der Stiftung Liebenau Teilhabe. Der junge Mann hat im neuen Förder- und Betreuungsbereich Rosenharz einen Platz gefunden, der nicht nur seinen Bedürfnissen, sondern auch seinen Fähigkeiten entspricht.


Jörg Pohle kommuniziert mit Eva Müllerschön am PC. Beim Schreiben stützt die Heilerziehungspflegerin seinen Unterarm. Sie gibt ihm damit die Orientierung, die er braucht, um den Buchstaben auszusuchen, den er selbstbestimmt gewählt hat.

Der Mensch an sich

Nicht immer erlauben uns Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf tiefere Einsichten in ihre Welt. Oft ist das Verstehen auf vagen Ahnungen und vorsichtigen Erkenntnissen aufgebaut. Weil es an der Lautsprache fehlt. Weil uns die „stillen“ Menschen ein anderes Zuhören, eine andere Sprache abverlangen, die uns noch fremd ist. Jörg Pohle gelingen die Worte nur mühsam. Das Sprechen fällt ihm schwer und sein Gegenüber ist schnell geneigt, sich sein eigenes Bild zu machen und in seine „Einwortsätze“ einzusteigen.


Unterstützte Kommunikation

Eva Müllerschön vom Förder- und Betreuungsbereich ist für die Arbeitsgruppe von Jörg Pohle verantwortlich. Schon früh erkannte sie, dass der junge Mann ein aufmerksamer Beobachter ist, der alles versteht und selbst Entscheidungen treffen kann. Will sich Jörg Pohle mitteilen, schreibt er mit der Heilerziehungspflegerin am PC. In jahrelanger Zusammenarbeit hat Eva Müllerschön gelernt, ihn beim Schreiben am PC zu unterstützen. Jörg Pohle muss nicht hinschauen. Mühelos fliegt sein Zeigefinger über die Tastatur. Er kennt jeden Buchstaben.


Die Sache mit den Wörtern

In seinen Texten erklärt Jörg Pohle sehr klar und verständlich die Sache mit den Wörtern. Der Wunsch, sich mitzuteilen ist da. Die Wörter sind in seinem Kopf, in seinem Denken und in seinem Hals. Und dort bleiben sie stecken, erreichen nie das Ohr des anderen. Nur vereinzelt purzeln die Worte aus seinem Mund. Beim Schreiben ist seine Sprache wortgewandt, ein Satzbau mit akzentuierter Zeichensetzung.


Anders zuhören

Was beim Leser bleibt, ist nur eine Ahnung, über welchen wachen Geist Jörg Pohle verfügt. Die Unterstützte Kommunikation ist eine Möglichkeit für die Gesellschaft, ein anderes Verständnis für die Menschen zu bekommen, die sich verbal nicht mitteilen können. Die Unterstützte Kommunikation ist ein Baukasten, der vielfältige Hilfsmittel für die Kommunikation miteinander anbietet. Unabhängig, wie das Ergebnis ausfallen könnte, jeder Versuch ist ein Erfolg.


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